Oder – the crazy ways of artists
Obschon aus anderen Beweggründen entstanden schien die Sache durch die immer größere Eigengeschwindigkeit an Fahrt aufzunehmen und sich zu verselbstständigen. So schnell hatte es nicht gehen sollen. Wie schade.
Tief unter der Erde hatte alles begonnen. Nicht das Reich der Wurzeltrolle und anderer Fabelwesen wollen wir hier aufsuchen, sondern statt zu faunieren, uns der blühenden – oder gerade noch nicht blühenden – Flora widmen.
Tief in der Erde also schlummerte, mit der Energie einer zum Zuschlagen geballten Faust auf ihren Moment wartend, eine weißliche kleine Blumenzwiebel.
Der Tag war gekommen, da die Sonne ihre Wärme in die noch vom Schnee beherrschte Landschaft goß und die letzten Winkel auskleidete, gleich einem leidenschaftlichen Fliesenleger.
Moment – ich werde gerade unterbrochen – Ja? … Ja, ach wirklich? Na gut, nicht zu schwulstig und zu pathetisch – kam gerade aus der Regie.
Nun – der Tag war also gekommen, an dem die Kraft der Sonne den wachstumswidrigen Umständen ein Ende setzte und somit den Startschuss für das Wachs- und Gedeihprogramm der Pflanze abgab.
Zunächst war oberflächlich nicht so viel zu sehen, wie unter der schützenden Haut der Mutter Erde. Die interessiert lesenden Mütter werden wissen, wovon die Rede ist. Nur zwei kleine Chlorophyll-gefüllte Starterblättchen hatte es aus der Zwiebel getrieben und sie hatten den Weg durch die Krume erkämpft.
Und so weiter und so weiter. Jedes noch so kleine Detail verdient hier Beachtung – soll es doch zur Stärkung der Analogie herangezogen werden. Trotzdem überspringen wir einige Kapitel und nähern uns der vollen Blüte (unserer Phantasie?). Das ist doch wirklich einfach vorstellbar, oder?
Eine strahlende, bunte und einfach nur bewundernswerte Blume, die nur durch ihre Anwesenheit die Herzen der Vorbeiziehenden erfreut und diese betört. Bei Insekten ist diese Verlockung durchaus für den Fortbestand der Art nicht nur nutzbringend, sondern auch unerlässlich, anders geartetes Interesse auf sich zu ziehen kann auch nicht sehr schöne Seiteneffekte haben, wie wir sehen werden.
Passiert hier auch mal was?
Wo war ich? – Ach ja: Eine Blume nur, doch zwei Blüten wurden ihr geschenkt, ein kam früh, die andre später. Gerade als die ältere (und größere) Blüte den Zenit ihrer Schönheit gerade kurz überschritten hatte, nahte eine besondere Bewunderin – ein kleines Mädchen, das – Halte ein, Kind! – ohne viel Federlesens kurzerhand die junge frische Blüte brach und ihrer Mutter schenkte. Die junge Blüte hatte ja noch mehr Potential auch in der Vase oder in den Haaren noch die Schönheit der einen oder der anderen zu verstärken.
Was blieb? Nur ein paar noch grüne Blätter und die große ältere Blüte blieb zurück. Naja, jetzt sind ja die meisten Vertreter der Flora nicht mit einer besonderen Gabe zur Fortbewegung ausgezeichnet, sondern verharren meist dort wo sie sind – und ändern sich doch.
Kraft sammeln – Impact erzeugen!
Das Mantra der verbliebenen Blüte? Um sie war Herbst geworden – ohne dass sie es gemerkt hatte. Die Ignoranz der äußeren Umstände halfen ihr bis in den Winter. Einen letzten Segen bot ihr Väterchen Frost, der als Eisregen kam und die fast gänzlich verwelkte Blume mit ihrer letzten Farbe einschloss und so in ein wahres KünstlerInnenWerk verwandelte. Dann kam das Ende.
Ein Witz den man später oder überhaupt erklären muss, ist nicht gut. Man könnte mit Recht fragen, ob es auch ein KünstlerAussenWerk gibt, z.B. das Eis. Trotzdem hülfe es zum Verständnis der ungeheuren Durchsetzungskraft der Blüte, wenn der Autor die Gedanken der Blume an einigen Stellen in die Geschichte eingebaut hätte.
Hat er aber nicht. Und Blumen können eh nicht denken.