Ökosystem auf Abwegen. Regenwasser im Aquarium. Meerwassertreibholz im Süßwasserbecken. Kein Substrat im Boden. Früher Fischbesatz. Gegenstände aus dem Garten. Ein Sammlung von Anfängerfehlern.
Es ist noch nicht lange her, da fanden meine Kinder auf dem Sperrmüll ein Aquarium und die Idee von Haustieren erhärtete sich. Für mich ein unerfüllter Jugendtraum. Ein wenig dachte ich an die Gründe, warum jemand ein Aquarium auf den Sperrmüll stellen würde. Also machten wir im Garten mit Wasser aus der Regentonne einen Dichtigkeitstest. Der sah positiv aus und vor dem großen Frost holten wir das Becken ins Haus. Die Wasserpumpe aus der Vogeltränke wurde gereinigt und als Umwälzer an die Scheibe gepfropft. Die LED-Stehlampe diente als Beleuchtung und als Kaltwasserbecken gingen wir an den Start. Als der erste Kies und Sand eingefüllt war, natürlich getrennt durch eine Tonscherbenbarriere (wir hatten noch kaputte Töpfe neben dem Kompost), las ich die erste Einrichtungsempfehlung: Unbedingt unter den Kies/Sand ein Nährsubstrat für die Pflanzen einbringen. Von da an fristeten wir unser Leben im Baumarkt Oedekoven in der Fischabteilung.
Als ich das Gefühl hatte, von ihrem mindestens dreizigjährigen Erfahrungsschatz ungefähr 30% aufgesogen zu haben, kaufte ich ihr drei Bündel Wasserpest (Elodea canadensis) und zwei Bündel einer weiteren Pflanzenart, die als Selaginella Erythropus Sanguine deklariert war, als solche aber nicht online bekannt ist. Wenn man den Namen nachschlägt, findet man nur rötliche Moose.
Nach einer Woche hatte die Elodea das Wasser bereits „verpestet“ und sich mit ihrem berühmten 10cm Wachstum weit ausgebreitet. Fast alle Youtuber sind sich einig: Es gehört Herbstlaub ins Becken, wenn man Garnelen halten will. Dazu kam ein kräftiger Filter. Und so, nach Prüfung der Wasserwerte mit den hochpräzisen Wassermessstreifen, wahrscheinlich viel zu früh zogen drei winzige Garnelchen in das Becken ein.
Als ich von meiner Radtour wiederkam konnte ich einige pelzige Häufchen aus dem Kies ziehen. Ruht in Frieden, kleine quirlige Freunde. Im Zoofachgeschäft gefragt, wurde ich nun etwas anders beraten als im Baumarkt. Ein paar weitere Tage und Wassertests im Zoofachgeschäft später durften 5 Neonsalmler (Paracheirodon innesi) als Testfische ins Becken einziehen. Allerdings waren sie nicht die ersten Bewohner. Eine Zebrarennschnecke war noch aus der Garnelenära übrig geblieben und wie ein lebendes Fossil schob sie sich weiterhin im Dunkeln weitgehend unerkannt durchs Wasser. In ihrer Bugwelle bewegten sich, durch die Pflanzen eingeschleppte, Heerscharen von Blasenschnecken (Physella acuta) und Schlammschnecken (Ampullaceana balthica). Später kamen auch noch Tellerschnecken (Anisus (Anisus) spirorbis) und Zerbrechliche Mützenschnecke (Ferrissia fragilis) hinzu.
Heute bewohnen noch 5 Ohrgitterharnischwelse (Otocinclus ???, die genaue Bestimmung ist schwer) und 5 weitere Neonsalmler das Becken und jagen Wasserflöhe (Daphnia) und Tubifex-Würmer.
Und weil das so schön 1990 ist, kommt jetzt ein Internet-Banner mit einem Link zur Otocinclus Bestimmung.