Ungeladene Gäste

Nach dem Besuch Heinz Sielmanns kamen weitere Gäste zu Besuch ins Aquarium. Oder sollte man lieber Evolutionstank sagen?

Frischgeschlüpfte Azurjungfer zur unpassenden Jahreszeit, sitzt auf dem Südamerikanischen Froschbiss (Limnobium laevigatum) , © Andreas Eismann 2023

Nachdem eine Ichthyophthiriose mehrere Neonsalmler befallen hatte und diese in mehreren Versuchen durch Malachitgrün ausgemerzt wurde, stellten wir beim Füttern mit Bloodworms (roten Mückenlarven) fest, dass ein Insekt unter einer der Wurzeln wohnhaft war, welches sich diese Leckerbissen ebenfalls schmecken ließ. Nach einer kleinen Recherche war klar: Libellen- oder Köcherfliegenlarve. Es hätte auch beides gut sein können. Schließlich haben wir letzte Woche nach dem Tümpeln und Steinesammeln im Lengsdorfer Bach festgestellt, dass an den mitgebrachten Steinen nicht nur hübsche, einer Muschel nicht unähnliche Schnecken hafteten, sondern auch einige (scheinbar leere) Steinhüllen von Insekten eingeschleppt wurden. Wenn die Augen sich erstmal an Insekten im Aquarium gewöhnt haben, findet man direkt mehr von ihnen. Bislang haben wir drei freischwimmende gezählt und beim Reinigen des Filters auch noch ein paar und Reste von noch ein paar gefunden. Außerdem haben sich ein paar Bachflohkrebse im Filter niedergelassen. Bei denen bin ich nicht ganz sicher, ob sie freiwillig im Filter wohnen.

Auf jeden Fall staunten wir nicht schlecht, als eines Abends die Azurjungfer, wahrscheinlich Coenagrion armatum, die Hauben-Azurjungfer, (bestimmt mit Hilfe von libellenwissen.de) auf dem Wasserpflanzenteppich ihre Flügel trocknete. Nächste Station war die Lampe, um zu merken, dass diese zu warm war und dann ging der Jungfernflug los und endete nach ca. 170 Zentimetern im Netz einer Araneae. Als ich sah, dass die Arachnide lange brauchen würde, da die Libelle erbittert Widerstand leistete, nahm ich mir ein Herz und rettete letztere aus der klebrigen Endstation.

Was macht man aber im Winter mit einer vom Aussterben bedrohten, von Mai bis Juni fliegenden Libelle, die aufgrund der hohen Wassertemperatur im Fischtank vom Frühling träumte?

Fenster auf? Zunächst sah der Patient sehr bemitleidenswert aus.

Hat die Spinne sie vielleicht doch gebissen? Warum liegt sie nur da? Hätte ich der Natur ihren Lauf lassen sollen? Nach ein paar Minuten kraxelte die Libelle schon wieder auf allen sechs verbliebenen Beinen über die hölzerne Aquarientechnikabdeckung und dann flog sie auch trotz des verkrumpelten Flügels, den sie tatsächlich mit ihren Beinen wieder einigermaßen gerichtet hatte, ein paar Zentimeter an die Wand.

Der nächste Tag brachte die Erleuchtung: Wir setzen sie im botanischen Garten im Gewächshaus aus!

Wenn ein Kind mit einem Marmeladenglas durch das Viktoria-Haus läuft und nach einem passenden Blatt zum Aussetzen eines Insekts sucht, könnte das zu Fragen bei den Mitarbeitern führen. Also haben wir in der Verwaltung gefragt. Tatsächlich durften wir – da die Art heimisch ist. Die Dame bedankte sich bei uns, dass wir gefragt haben. Es wurden wohl schon ungefragt mehrere Theraphosidae ausgesetzt. Den Mitarbeitern wurde noch telefonisch bescheid gegeben, und dann:

Angekommen. Fröhliches Insektensuchbild. © Andreas Eismann

Im botanischen Garten musste ich stark an mich halten um nicht Ableger der schönen Wasserpflanzen in das nun verlockend leere Marmeladenglas einzufüllen. Vielleicht ein andermal!

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